Geschichte der Mission

München

(Die Bearbeitung der PKM München besteht aus zwei Teilen. Der Erste bezieht sich auf München I, in der Hessstr. 26, und der Zweite – München II, auf die Seelsorge in der Gemeinde Hl. Monika in München-Neuperlach in den Jahren 1989 – 2004)

 

München I

Seelsorge im Lager

Die polnische Seelsorge im Münchener Raum wurde bereits während des Zweiten Weltkrieges eingeführt; in Dachau, ca. 20 km von München entfernt, befand sich ein Konzentrationslager, das im Jahre 1933 entstanden ist. In der Zeit von April 1940 bis April 1945 wurden über 35000 Polen dort hingebracht, unter denen sich 2000 polnische Priester befanden. Die Seelsorger dienten ihren Mitmenschen in verschiedenen Baracken und organisierten provisorische Gebetsstätten Gottes. Von 1941 an wurde den polnischen Geistlichen verboten, offiziell hl. Messen zu halten, danach taten sie dies heimlich.

Sonntags vor dem Sonnenaufgang, noch während der nächtlichen Dunkelheit. Statt des Kelches dienten Gläser, statt des Messbuches ein heimlich in das das Lager geschmuggeltes handliches Gebetbuch für die Gläubigen. Einer der früheren Gefangenen aus Dachau schreibt: „Wer einmal an so einer Andacht teilgenommen hat, dem Leben in der Nacht ausgesetzt, fast so wie vor Jahren in den Katakomben, der trug für das weitere Lagerleben neue Kraft und einen neuen Glauben hinaus, dass das Gute und die Gerechtigkeit siegen“.

Außer der geheimen hl. Messen fanden ebenso geheime Beichten und die hl. Kommunion statt, die den Gefangenen durch die polnischen Geistlichen in Ecken, an den Arbeitsstellen, in Werkstätten, Magazinen oder zwischen den Pritschen im Lagerkrankenhaus erteilt wurden. Es fanden auch Mai- und Juniandachten, sowie Rosenkranzgebete auf den Feldern in Dachau statt. Die dort inhaftierten polnischen Priester gründeten ebenso im Geheimen Rosenkranzkreise, Eucharistie- und Mariengruppen. Im Rahmen dieses geheimen seelsorgerischen Lagerlebens hatten auch einfache Sonntagnachmittagsbegegnungen, Katechese und religiöse Gespräche ihren Platz, die mit dem gesungenen Hymn Hoffnung und Glauben „Christus vincit, Christus regnat, Christus imperat“ beendet wurden. Polnische Gefangene, die Lebensmittelpakete von der Familie aus der Heimat erhielten, organisierten unter der Leitung der Seelsorger das Verteilen der Lebensmittel unter den Mithäftlingen die von niemanden Hilfe erhielten, vor allem unter den Tausenden Gefangenen aus Russland. Im Moment der Befreiung des Lagers in Dachau am 29.04.1945 waren 761 polnische Priester unter den Gefangenen. Viele von ihnen konnten das Lager nicht sofort verlassen, in Hinsicht auf die Typhusepidemie.

Seelsorge in der Nachkriegszeit

Am 03. Juni 1945 verlegten die amerikanischen Mächte 5000 Polen aus dem KZ in Dachau in die früheren Kasernen nach „Freimann“ in München. Zu dieser Zahl zählten 450 polnische Priester. Davor haben etliche Kapläne ihre pastoralen Dienste im Lagerkrankenhaus in Allach bei München begonnen. Im Lager für Auswanderer im Stadtteil Freimann hat Pfarrer Franciszek Jedwabski die Zentrale der polnischen Seelsorge ins Leben gerufen, die diese gegenüber den verbündeten Mächten der deutschen kirchlichen Hierarchie vertrat, sowie auch die Besatzungsposten der Seelsorge in Deutschland und in Österreich regulierte. Diese Zentrale wurde im Moment der Entstehung der Personaldiözese für die Polen in Deutschland aufgelöst. Formell wurde die Gemeinde in München am 17.06.1945, durch Bischof J. Gawlina, gegründet. Der Sitz der Gemeinde befand sich in Freimann, und der erste Pfarrer war Stefan Leciejewski, Kaplan der Diözese Posen. Im Herbst 1946 wurde der Sitz der polnischen Gemeinde in die Kirche St. Barbara an der Infanteriestr.15 gelegt. Diese Kirche wurde nach den Kriegsschäden von der Brigade „Swietokrzyska Narodowych Sil Zbrojnych“ aufgebaut. Ebenso haben die Soldaten und die erste Panzerdivision unter General Stanislaw Maczka dabei geholfen. Im Jahr 1948 hat die polnische Wachkompanie aus Dachau eine herrliche Glocke für diese Kirche gestiftet.

Dadurch ist die Kirche St. Barbara den Polen ans Herz gewachsen. Im Jahr 1947 wurde Pfr. Wladyslaw Cwiklik, Priester der Diözese Tarnow, zum neuen Seelsorger für die Polen ernannt. Er war ehemaliger Häftling im Lager Dachau. Seine Dienste leistete er bis zum 31. März 1952. Vom 01. April 1952 an übernahm Pfr. Pawel Kajka, Diözese Siedlce, und früherer Professor des Priesterseminars der Diözese Siedlce, die Aufgaben für die polnische Seelsorge in München und Umgebung. Die Kriegsjahre verbrachte er in den Konzentrationslagern Auschwitz und Dachau. Nach der Freilassung wurde er Inspektor für Religionslehre, und verrichtete pastorale Dienste in den DP – Lagern in Niederlangen und Rheden. Er war auch im Bischöflichen Generalvikariat in Frankfurt tätig. Pfarrer Kajka zeigte sich während seiner 26 Dienstjahre in München, die nicht einfach waren, als eifriger Seelsorger. In einem seiner Briefe vom 04.09.1956 an eine befreundete Familie schrieb er über die Münchener Gemeinde: „München als Gemeinde ist schwierig. Die Menschen verstreut, verdeutscht, schwierig, manchmal nicht erreichbar. Die Kinder sprechen kaum polnisch. Die Landsleute sind vom 3. Mai und nicht vom Alltag. Aber es tut sich was und es gelingt was. Das schwierige München, trotz allem, gibt es den Ton des polnischen Lebens in ganz Bayern an“.

In einem seiner Rundschreiben aus dem Jahr 1958, gerichtet an die Gläubigen des Seelsorgezentrums in Dachau, wurde die geringe Beteiligung an Andachten in polnischer Sprache in der Kirche in Etzenhausen bedauert: „Von Traurigkeit gerührt stelle ich fest, das letztens wieder viele die polnische Kirche vergessen. Erinnert Euch wieder. Denkt an die Kriegszeit zurück, als wir uns alle nach dem polnischen Ritus gesehnt haben und unter welcher Geheimhaltung wir uns dafür getroffen haben.“

Außer um die konkreten seelsorgerischen Arbeiten kümmerte sich Pfarrer Kajka um die patriotische Entwicklung. Zahlreiche Rundschreiben richtete er an seine Gemeindemitglieder in Bezug auf die religiös – nationalen Feierlichkeiten, vorrangig in Bezug auf das Jubiläum der Verfassung vom 3 Mai. Im Rahmen der Gemeinde waren 3 Samstagsschulen, ebenso eine Bibliothek, ausgestattet mit den neusten aber auch mit älteren Ausgaben, die dazu beitragen sollten, das Lesen der polnischen Bücher zu verbreiten. Jährlich fanden unter Bemühungen des Münchener Pfarrers, auf großer Ebene „Weihnachten für Kinder“ statt. Die Münchner Gemeinde war sehr in die gesellschaftlichen- karitativen Aktivitäten einbezogen. Die Gläubigen wurden um Spenden für die Caritas gebeten, um schnellstens Hilfe für Arbeitslose, Senioren, Behinderte und Kinder leisten zu können. Die Aktivitäten des Gemeinde Caritas wurden ebenso durch den Verein der polnischen Kombattanten und den Bund der Polnischen Frauen in Kanada unterstützt, vor allem mit Geldspenden zu den Feiertagen.  

Neue Struktur der Seelsorge (1978 )

Die Reorganisation der polnischen Seelsorge in Deutschland bestand darin, die polnische Personaldiözese aufzulösen und diese an die Jurisdiktion der deutschen Diözesanbischöfe abzutreten. Dies erfolgte schon im Jahr 1975, so trat sie erst viele Jahre später in das Leben der Münchner Erzdiözese. Pater Jerzy Galinski CSsR übernahm nach dem Rücktritt von Prälat Kajka, aus gesundheitlichen Gründen, am 01. April 1978 die Pflichten als Gemeindepfarrer. Mit dem 1. Dezember desselben Jahres wurde er durch Joseph Kardinal Ratzinger – Bischof der Erzdiözese München-Freising zum „Leiter der Polnischen Katholischen Mission München“ nominiert. Eine ähnliche Nominierung erhielt Pfarrer Dr. Jan Wolniak, Seelsorger für die Polen in München-Ludwigsfeld im Jahr 1967. Sein Vorgänger war Pfr. Jozef Omasta, der im Jahr 1952 nach Ludwigsfeld gekommen war.

Zum Zeitpunkt der Übernahme der polnischsprachigen Seelsorge in München durch Pater Jerzy Galinski, war die Anzahl der Mitbürger an den Andachten nicht sehr hoch. Wahrscheinlich hat aus diesem Grund Pfarrer Galinski schon im Oktober 1978 die Bitte um Verlegung der hl. Messen aus der Kirche St. Barbara in die kleinere, aber sehr schöne Kirche St. Georg, an das Bischofsordinariat in München gerichtet, die zu der Zeit im Stadtteil Bogenhausen renoviert wurde. Die Münchner Kurie nahm die Bitte positiv auf und mit dem 1. Oktober 1979 wurden die Gottesdienste in polnischer Sprache in der Kirche St. Georg gehalten. Das Gemeindebüro mit einer Fläche von ca. 30qm, beheizt mit einem kleinen Eisenofen, blieb weiterhin in der Infanteriestr. 15. Die inständigen Bemühungen um ein Gemeindezentrum dauerten 3 Jahre. Im Herbst 1982 hat das Erzbistum der Polnischen Katholischen Mission das Haus in der Heßstr. 26 zugewiesen, welches über Jahre als ein Seniorenheim gedient hatte. Die Mission hat die Räumlichkeiten in der ersten Etage erhalten, der Keller und die Kapelle wurden mit den griechisch-orthodoxen Gläubigen geteilt.

Die Räumlichkeiten der Mission erhielten im November 1982 von Grund auf einen Umbau, der durch die Kurie und die Stadt finanziert wurde. Die Beseitigung von Ratten und der Umbau wurden durch 10 eifrige Pioniere durchgeführt, von denen besonders Frau Gabriela Madry eine Auszeichnung gebührt, die die Planung und Abrechnung der Arbeiten leitete. Vor den Osterfeiertagen 1983 war das Zentrum zur Benutzung fertig gestellt. Am 03. Oktober desselben Jahres fand die feierliche Inthronisation der Kopie des Bildes der Mutter Gottes von Tschenstochau, durch Erzbischof Bronislaw Dabrowski, Sekretär der Bischofskonferenz Polens, statt. Dieses Bild wurde durch den verstorbenen Primas Polens, Kardinal Wyszynski, speziell für die PKM München gesegnet und gestiftet. Viele interessante Informationen aus dieser Zeit kann man in den Spalten des monatlich erscheinenden Heftes „Begegnung der Münchner Gemeinde“, finden, welches von 1968 bis 1978 herausgegeben wurde.

Nach Einführung des Kriegszustandes in Polen, hat sich die PKM in München sehr aktiv in die Organisation von Hilfe für die unterdrückten Landsleute in der Heimat eingebunden. Dank der Bemühungen erhielten wir einen Platz im Haus der Caritas in der Hirtenstr. 2, wo Lebensmittel und Bekleidung für den Transport nach Polen gesammelt wurden. Der Aufruf um Hilfe durch die Mission, unter Mitwirkung der Massen, traf auf einen übermäßigen Anklang von Seiten der Münchner. Viele brachten materielle Spenden und auch Geld. Geschäfte und Großhändler spendeten Schuhe, Decken, Bettdecken, Süßigkeiten, und Apotheken gaben Medikamente. Mit dem Packen, Sortieren und der Organisation des Versandes nach Polen beschäftigten sich Gemeindemitglieder. Infolge des politischen Druckes in Polen begann der massive Emigrationszustrom und dadurch wurde das Zentrum in der Heßstr. 26 für viele zum ersten „Dach über dem Kopf“. Die Mission gab den ankommenden Landsleuten nicht nur Zuflucht, sie half in der Erledigung von Asylangelegenheiten, verschiedener Formalitäten in Behörden, in Krankenhäusern sowie organisierte für diese kostenlose Deutschkurse.

Es kam sicherlich durch die neuen sozial - karitativen Aufgaben der Mission, dass im Mai 1982 die Münchner Kurie einen Etat für einen Sozialarbeiter zur Verfügung stellte. Im Zusammenhang mit dem Zufluss der Emigranten und Aussiedler wurde klar, dass die Kirche St. Georg eindeutig zu klein war, um solch große Mengen von Gläubigen unterzubringen. Nach eifrigen Bemühungen des Pfarrers und dank des Einsatzes von Erzbischof Bronislaw Dabrowski, wurde im November 1985 mit den Gottesdiensten in polnischer Sprache in der Kirche St. Josef begonnen, da diese Platz für ca. 1500 Gläubige hatte. Unter Berücksichtigung der stark angestiegenen Anzahl der Gläubigen, genehmigte die Münchener Kurie für die Mission einen zweiten Etat für einen Seelsorger.

Weitere Veränderungen und neue Initiativen

Nachdem Prälat Jan Wolniak in den Ruhestand ging, wurde mit dem 1. Februar 1989 die Polnische Katholische Mission München –Ludwigsfeld in den Stadtteil München – Neuperlach verlegt und Polnische Katholische Mission II (rechts der Isar) genannt. Dagegen wurde die Seelsorge für die Gläubigen in München – Ludwigsfeld der Polnischen Katholischen Mission mit Sitz in der Heßstr. 26 übergeben, die folgende Bezeichnung erhielt: Polnische Katholische Mission I (links der Isar); mit den Dekanaten: München – Innenstadt, Pasing, Feldmoching, Forstenried, Freimann, Laim, Nympfenburg, Dachau, Fürstenfeldbruck, Indersdorf, Rottenbuch, Scheyern, Werdenfels.

Am 1. Februar 1991 übernahm die PKM München I als Pfarrer Dr. Stanislaw Plawecki CSsR. Die Fürsorge des neuen Pfarrers war das Auffrischen der Jugendseelsorge, sowie ein größeres Engagement der Laien am Gemeindeleben. Aus seiner Initiative heraus fanden wöchentlich Gebet- und Informationstreffen für Jugendliche statt, die im Laufe der Zeit die Form einer Oase annahmen in Zusammenarbeit mit dem Zentrum der Oase in Carlsberg. Außer den wöchentlichen Begegnungen nahmen die Jugendlichen ebenso an den Einkehrtagen in Carlsberg und Birkenstein teil.

Im Herbst 1991 rief der Pater den Pfarrgemeinderat ins Leben, der sich aus den Geistlichen und weiteren 15 Laien zusammensetzte. Nach Ablauf der 5jährigen Amtsperiode, wurde im Jahr 1997 ein neuer Pfarrgemeinderat einberufen, aber im Jahr 2002 fanden Pfarrgemeindratswahlen übereinstimmend mit dem Statut des Erzbistums München statt. Zum Vorsitzenden wurde Prof. Piotr Maloszewski gewählt. Die Mitglieder der folgenden Kadenz des Pfarrgemeinderates arbeiten in drei Ausschüssen: Liturgie- Wohltätigkeits- und Kulturausschuss, unterstützen hervorragend die Seelsorge im Aufbau der Glaubensgemeinschaft, tragen zum Erhalt der polnischen Tradition und Kultur bei und leisten karitative Hilfe. Aus dieser Initiative heraus begann mit dem Jahr 1994 die Ausgabe des Gemeindeblattes mit dem Titel „Gemeinschaft“, die seit 1999 unter dem Titel „Unsere Mission“ erscheint. Der Bericht erscheint in einer Auflage von 1500 Exemplaren von über 40 Seiten, zu Weihnachten und zu Ostern.

1995 entstanden in unserer Mission zwei Familienkreise, die zum Aufbau der „häuslichen Kirche“ dienen. Familien, die diesen Kreisen angehören, nehmen an den monatlichen Informationstreffen sowie an den Einkehrtagen teil.

Seit 1991 werden an der Mission regelmäßig Ehevorbereitungskurse geführt, und seit 2003 wirkt die Beratung der verantwortlichen Familie.

Eine andere, sehr wichtige Gruppierung der Seelsorge existiert seit 1999, die Gemeinschaft der Erneuerung in Hl. Geist „Effatha“. Diese nimmt aktiv an charismatischen Begegnungen, die für die polnischsprachige Gemeinschaft in Deutschland organisiert worden, statt. Ebenso waren sie Organisatoren der IV charismatischen Bewegung, welche vom 4. bis zum 6. Februar 2005 in München unter dem Motto „Berühren und berührt worden sein.“, stattgefunden hat. Die Teilnehmer waren ca. 300 Personen von ca. 20 polnischsprachigen Gemeinschaften aus ganz Deutschland. In den letzten Jahren entstanden ebenfalls andere Gemeindegruppen wie: Bibelkreis, Lebendiger Rosenkranz, Jugendkreis Hilfe für das Fegefeuer, Kirchenchor, Gesangs- und Musikgruppe „Redemptor“, die nicht nur in örtlichen Missionen auftritt, sondern auch in benachbarten und deutschen Gemeinden.

Im Dienste der Seelsorge der Mission engagieren sich seit 1993 Ursulinenschwestern, hauptsächlich im Bereich der Katechese und der Animation von Gemeindegruppen.

Tradition der polnischen Seelsorge in München ist das Organisieren von Wallfahrten. Während eines Jahres werden in der Regel drei Wallfahrten organisiert, in bayrische Sanktuarien (vorwiegend nach Altötting), ebenso ins Heilige Land, nach Rom, in Marien - Sanktuarien innerhalb Europas und außerhalb. Mehrere Male hat unsere Jugend an Begegnungen in Lednica teilgenommen.

Die PKM in München legt großen Wert auf die Pflege der Sprache und Kultur der Heimat. Eine wichtige Rolle darin hat die Samstag–Sonntagschule, deren Anfang auf das Jahr 1984 zurückführt. Der große dynamische Durchbruch kam im Jahr 1991. Zurzeit führt sie die nachstehende Bezeichnung: Schule der Heimatfächer an der PKM München und hat fast 150 Schüler. Für die gesamte Führung ist der Vorstand der Schule verantwortlich, deren Vorsitzender der Pfarrer ist. Mit dem Vorstand der Schule arbeitet ein Elternkomitee zusammen, welches jedes Jahr neu gewählt wird. Die Kinder sind in 7 Klassen aufgeteilt, und es wird Polnisch, Singen, die Geschichte und Geografie Polens, sowie Religionsunterricht erteilt. Die Schüler der Klasse 3 haben Religionsunterricht zur Erstkommunionsvorbereitung. Am Sonntag wird der Lehrstoff in zwei Gruppen erteilt: für Kindergarten- und Vorschulkinder. Außer des Schulunterrichtes, organisiert die Schule etliche Veranstaltungen, unter denen als Höhepunkte das „Krippenspiel“ sowie das „Festival der Kinderlieder“ seit 1994 auf dem Programm stehen. Seit 1991 wird ein spezieller Bericht zum Schuljahresende herausgegeben, der die reichhaltigen Schulaktivitäten schildert.

Die Schule der Heimatfächer wird unter der Laienführung durch die Gemeindevereinigung „Katholisches Zentrum der Verbreiterung von Kultur, Tradition und der polnischen Sprache in München e.V.“ geleitet, welche durch das Gericht Bayerns im Jahr 1999 registriert wurde, und den Organisationsstatut zum Gebrauch der höheren Gesellschaft erhalten hat. Seit mehreren Jahren ist die Mission im Besitz einer Bibliothek, die z. Zt. um die 5000 Bücher hat und über 100 Videokassetten mit polnischen Filmen. Ein großes kulturelles Vorhaben der Mission war die Vorbereitung der IV Kulturtage der Polnischen Katholischen Mission in Deutschland, die am 13. November 1999 in der Aula der Universität Ludwig Maximilian stattgefunden haben. Eine gute Gelegenheit, die Mission zu repräsentieren und damit auch die polnische Kultur im Münchner Raum, ist das Fest des hl. Benno, des Patrons von München, das s.g. „Bennofest“. An diesem Tag werden im Zentrum Münchens Ausstellungen und Treffen organisiert, die das Leben der Gemeinde, Katholischer Organisationen und ebenso der fremdsprachigen Missionen präsentieren. Die PKM München I nimmt am „Bennofest“ seit 1999 teil. Vorsitzende des Pfarrgemeinderates organisieren einen speziellen Stand, an dem sie Interessenten Informationen übermitteln über die Dienste der Seelsorge in der Mission und ihrer kulturellen Tätigkeit, sowie Berichte und Prospekte von Polen verteilen.

Im Leben der in München lebenden Polen, spielen die religiös-patriotischen Feste eine große Rolle, und es werden regelmäßig am Jahrestag des wiedererlangen der Unabhängigkeit dem 11. November sowie am 3. Mai Begegnungen organisiert. Ebenso werden dann hl. Messen gehalten und bei der Gelegenheit entsprechende Predigten und Ansprachen in der St. Barbara Kirche, in der zum Anlass des 20-jährigen Pontifikats von Papst Johannes Paul II, Erzbischof Szczepan Wesoly, eine Tafel mit der Inschrift: „In dieser Kirche, in den Jahren 1946-1978, konzentrierte sich unter dem Patronat von Prälat Pawel Kajka das religiös-patriotische Leben der Polen – ehemaliger Zwangsarbeiter, Kriegsgefangener, Häftlinge aus Konzentrationslagern sowie Soldaten, die bei der amerikanischen Armee dienten. Von hier aus wurden hl. Messen durch das Radio „Freies Europa“ nach Polen übertragen. Hier betete im Jahr 1974 Karol Kardinal Wojtyla, Metropolit von Krakau, der spätere Johannes Paul II“, enthüllt und gesegnet hat.

Nationalcharakter nehmen auch die Feierlichkeiten vom 1. November an. Jedes Jahr versammeln sich die Gläubigen zum Gebet für die Verstorbenen: am Grab und Denkmal für den Januar-Aufstand, am alten Südfriedhof in der Kapelle der Karmelitinnen, dem Gebiet des ehemaligen Konzentrationslagers in Dachau, am polnischen Kreuz auf dem Friedhof in Dachau (wo die Opfer des Lagers ruhen), sowie am Denkmal (enthüllt am 1. Mai 1999) zu Ehren der ermordeten Opfer im KZ Dachau. Aktiv an den religiös-patriotischen Feierlichkeiten nimmt die polnische Pfadfindergruppe „Weißer Adler“, die 1993 durch die Mission gegründet wurde, teil. Im Dezember 1991 erhielt der Münchner Stamm die Fahne zur Betreuung des Kreises der selbstständigen Abteilung früherer Soldaten AK in Deutschland.

Die polnische Gemeinde in München führt eine breite, im großen Maßstab, karitative Tätigkeit. So war es in der Vergangenheit und hält bis zum heutigen Tage an. Seit 1992 gibt es regelmäßige Versammlungen zur Advents-und Fastenzeit, geleitet durch den Pfarrgemeinderat. Die Spenden wurden an arme und kinderreiche Familien und für Kinder, die besondere Fürsorge benötigen, nach Polen weitergegeben. Auch der Erlös aus den Herbstkonzerten ist für diesen Zweck. Während der zwei großen Flutkatastrophen in Polen (1997 und 2001) wurden zusätzliche Geldsammlungen und Sachspenden durchgeführt, sowie ein Konzert gegeben. Der Erlös daraus betrug über 50000 DM, dieser wurde an die Caritas in Warschau, die Erzdiözese Krakau sowie die Diözese Sandomierz und Tarnow überwiesen.

Ebenso erhalten vor Ort lebende Menschen Hilfe, die familiäre Probleme und Existenzschwierigkeiten haben. In diesen Fällen geht es hauptsächlich um kostenlose Hilfe in der Erledigung von Formalitäten bei den deutschen Behörden, Interventionen, Übersetzungen, Formularen, Anschreiben etc.

Mit dem Gedanken an Personen, die Alkoholprobleme haben, sowie deren Familien, ist seit 1997 am Samstag ein so genanntes Vertrauenstelefon eingeführt worden, und sonntags finden in den Nachmittagsstunden in der Mission Begegnungen von anonymen Alkoholikern statt. In unserer Mission arbeitet seit 1999 auch ein Psychologe, der Unterstützung im Bereich der psychischen Gesundheit, und Psychotherapien anbietet.

Zusammenlegung der Missionen

Im Jahr 2004 gab es eine beachtliche Änderung der Struktur der polnischen Seelsorge in München. Mit dem 1. September dieses Jahres hat die Münchner Kurie den Pfarrer Czeslaw Nowak entlassen, der 15 Jahre lang die PKM in München II gleitet hat. Die pastorale Fürsorge von München-Neuperlach übergab man der PKM München I. Das bedeutet, dass jetzt nur noch eine PKM in München unter einer Leitung existiert. Trotz allem haben die Gläubigen aus Neuperlach die gleiche Gottesdienstordnung und Andachten in der Kirche St. Monika und die Räumlichkeiten der Gemeinde in der Max – Kolmsperger - Str. 9a stehen ihnen zur Verfügung. Weiterhin treffen sich die Gemeindegruppierungen sowie die Schule der Heimatfächer. Durch die neue Situation begegnen sich die Gläubigen öfter bei gemeinsamen Gottesdiensten und die Vorstände beider Pfarrgemeinderäte wie auch der Schulen und anderer Gruppierungen arbeiten stärker miteinander für das Wohl der Gemeinde.

P. Dr. Stanislaw Pławecki CSsR

(2005)

 

München II (1989 – 2004)

Die Gemeinde entstand im Winter des Jahres 1989 inmitten der polnischen politischen Emigranten. Die erste hl. Messe wurde am 12.03.1989 gehalten. Diese war damals eine außergewöhnlich schmerzhafte Zeit für die hiesigen Katholiken. Starke Unstimmigkeiten in der Bevölkerung, teilweise durch Einfluss der kommunistischen Agenturen, brachten zahlreiche Abgänge von der praktizierenden Religion, sogar des Glaubens. Es tauchten falsche Geistliche auf, die in Wäldern oder in privaten Wohnungen Andachten organisiert haben, usw.

Die Gemeinde, die seit ihrem Beginn Pfr. Czeslaw Nowak geleitet hat, bekannt durch die Zusammenarbeit mit Pater Franciszek Blachnicki und seiner Oase-Bewegung, ein Kaplan der Untergrundstrukturen aus der Zeit des Kriegszustandes in Polen, früherer Pfarrer der polnischen Gemeinde in Mainz, übernahm sein eigentliches Gebiet das rechte Ufer des Flusses Isar, der die Stadt teilte. Zu beginn zählte die PKM München ca. 3500 Mitglieder, jedoch deutete alles darauf hin, dass etliche Orte um München und deren anliegende Orte, ebenfalls betreut werden mussten. Während der ganzen Zeit wurde die Gastfreundschaft der deutschen Gemeinde St. Monika in Neu Perlach in der Max-Kolmsperger Str. 7 genutzt. Die Zusammenarbeit lief sehr gut, öfter wurden zusammen, manchmal zweisprachig, viele Eucharistiefeiern und Andachten gehalten. Da die Gläubigen auf weitem Gebiet sehr zerstreut wohnten, und ebenso die Vertragsarbeiter aus Polen die pastoralen Dienste brauchten aber kein Geld für die Zufahrten hatten, hielt Pfarrer Nowak nach Rücksprache mit den deutschen Pfarrern, regelmäßig hl. Messen in anderen Kirchen, wie z.B. St. Thomas, St. Elisabeth, St. Jan Nepomuk. Jährlich wurde auf dem Gebiet des früheren Lagers Dachau eine hl. Messe gehalten und ebenso in Murnau und auf einigen Friedhöfen Bayerns, wo Polen ruhen. Aus der Initiative von Pfarrer Czeslaw Nowak heraus wurden die Feierlichkeiten von Allerheiligen und Allerseelen auf dem Terrain des Lagers Dachau begangen. Von Anfang an erfreute sich die Gemeinde der Obhut des Erzbischofs Szczepan Wesoly, der jedes zweite Jahr die Firmung spendete. Das rege Interesse der Polnischen Bischofskonferenz zeigten die häufigen Besuche der polnischen Bischöfe, wie z.B.: Bischof Andrzejewski, Baginski, Chrapek, Dus, Jez, Kaminski Zelebrant der ersten Wallfahrtsmesse, Malysiak, Nowak, Piszcz, Srutwa, Stefanek, Szlaga, Szymecki, Stroba, Ziemba, Zimon.

Während der Gemeindetätigkeit (1989-2004) erhielten über 130 Kinder die Erstkommunion, und gefirmt wurden über 100 Jugendliche. Feierlich zelebriert, während der hl. Messe am Sonntag, hatten die Taufen immer einen großen Anklang, es war fast wie ein Familienfest, und unter den jüngsten hinterließen sie einen großen Eindruck.

Jeden Sonntag wurden drei Messen gehalten um 10.00 Uhr (für Kinder), und um 12.00 und 19.00 Uhr. In der Advents- und Fastenzeit wurden alle traditionellen polnischen Andachten gehalten und in den entsprechenden liturgischen Zeiträumen Marienandachten, Rosenkranzgebete und andere. Jährlich wurde das Fronleichnamfest mit einer Prozession gefeiert und ebenso wurden mindestens einmal jährlich Pilgerfahrten zu hl. Stätten durchgeführt wie in das Heilige Land, Rom, und andere. Jedes Jahr findet eine Ablaßfeier am ersten Sonntag, um den 3. Mai statt, an der zahlreiche Familien teilnehmen sowie viele Gäste von außerhalb.

Seit 1999 hatten wir etliche außergewöhnliche Kollekten, wie z.B. für das Priesterseminar Kielce, Missionen in Übersee u.s.w. und ebenso durchgeführte Sammlungen für karitative Zecke. Auch für das Mobiliar der Gemeinderäumlichkeiten wurden Sammelaktionen durchgeführt. Aus der Initiative der polnischen Gemeinde wurde in der Kirche St. Monika während der Osterzeit zum ersten Mal ein Grab Christi aufgebaut. Diese Tradition wird bis heute weitergeführt. Unsere Jugend nimmt an Bildungsbegegnungen teil wie Taize und Oasen. Im Jahr 1996 fand die Wallfahrt der Kopie des Bildes der Mutter Gottes von Tschenstochau zu den Wohnungen der Gemeindemitglieder statt. Im Jahr 1995 fand zum ersten Mal in unserer Gemeinde die Priesterweihe von Pfr. Slawomir Sledziewski und 1998 die von Pfarrer Andrzej Kolakow, die aus unserer Gemeinde stammen, statt.

Durch große Konflikte, Unstimmigkeiten und Zerwürfnisse unter der polnischen Gesellschaft übernahm die Integration an der Gemeinde eine große Bedeutung. Ein wichtiges Element war auch die Einführung von einem religiösen Programm unter der Leitung von Pfarrer Czeslaw Nowak bei dem Sender „Radio Wolna Europa“, wodurch die Lebendigkeit der Religiosität im Umfeld angeregt wurde.

Sofort entstand die Notwendigkeit, eine Religions- und muttersprachliche Schule zu gründen. Unter Obhut des Pfarrers übernahmen diese Tätigkeit Schwester E. Kardela und Frau Alicja Zalewska, Frau Leslawa Zaluska und Frau Barbara Tatarowska. An der Schule wurden auch Sprachkurse für Deutsch und Englisch organisiert, die von Herrn Polcyn geführt werden. Es entstanden auch einige Gruppen für Kinder und Jugendliche wie z.B. Plastik, Kinderchor, sogar für einen kurzen Zeitraum eine Zirkusschule u.s.w. Über Jahre hatten Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, in Winterfreizeiten und anderen gemeinsamen Formen, mit der Gemeinde und den Eltern, gemeinsam zu entspannen.

Unter der Leitung von Marcin Idzinski und Adam Dyrko eröffnete der Akademikerklub seine Aktivität (die bis heute andauert), sie organisieren eine weite Palette wichtiger Veranstaltungen. Es finden wertvolle und für die Gesellschaft nützliche kulturelle Aktivitäten statt wie z. B. Ausstellungen, Konzerte, Autorenbegegnungen und patriotische Treffen, Auftritte von Künstlern mit religiösem Programm – u.a. Maja Kornorowska, Olgierd Lukaszewicz, sowie zahlreiche Verbände und Ensembles aus der Heimat, Präsentation von Filmen und Vorstellungen mit religiösen wie auch patriotischen Themen. Um die Gemeinde herum wurde ebenfalls ein Punkt örtlicher Artisten aktiviert; Marcin Idzinski, Krzystof Machowski, Barbara Remelska, Jerzy Schymik und andere. In der Publizistik übernahmen die Tätigkeit hervorragende Journalisten wie z. B. „Reporter papieza“ Tadeusz Nowakowski, gegenwärtig Abgeordneter für das Europäische Parlament Stanislaw Jalowiecki, Konrad Tatarowski, Piotr Zaluski u.a.

Schon im Jahr 1989, unter der Redaktion von Pfr. Nowak, wurde die Zeitung „Exodus“ herausgegeben (zuerst als Gemeindebericht, dann als Schreiben der Polnischen Gemeinde, und bis heute als Katholisches Schreiben der polnischen Gemeinschaft, an dem Institut zur Erforschung der Polnischen Kultur, das durch die Inspiration von Pfr. Nowak entstand). Dieses Institut war der Organisator von drei Weltbegegnungen polnischer Intellektualisten (Cannes, Barcelona, München). Diese Ausgabe arbeitete mit anderen Verlagen zusammen u.a. mit Gosc Niedzielny, Ateneum Kaplanskie, Gazeta Emigracyjna).

Mit der Gemeinde arbeiteten mehre Priester zusammen: Bednarski, Bagrowicz, Czerniejewski, Gawron, Gwoźdź, Hamera, Iwan, Jagiello, Krzystek, Kaminski, Kozlowski, Kolakow, Kurek, Ludwiczak, Maniurka, Osowiecki, Podolski, Poczesniok, Przekazinski, Rafinski, Sajdak, Skorski, Siuda, Sledziewski, Smola, Stawny, Straszewski, Wozniak, Wojcik, Waideman, Zajac, Vorsitzende des Ordens der Jesuiten, Societas Christi, Dominikaner, Salesianer. Viele von Ihnen führten die jährlichen Einkehrtage in der Fastenzeit.

Diese weitläufigen Kontakte waren für die Gemeinde unheimlich wichtig. Sie übermittelten eine nahe Bindung zur Heimat (Priester aus dem Vaterland), ermöglichten das Kennen lernen des Schicksals der Katholiken in vielen Ländern und vielen Kulturabschnitten (Missionare), erlaubten jedem Gemeindemitglied ein Wiederfinden der priesterlichen Persönlichkeit, die besonders nah war, die Vielfalt wurde präsentiert durch das zahlreiche Interesse der Priester, erlaubte (vor allem der Jugend) einen näheren Kontakt mit ihm. Einige unserer Kapläne waren z. B. Studenten, oder sie kamen direkt aus dem Priesterseminar zu uns, ein anderer Teil hatte wiederum große Erfahrungen und Berufspraktikum, sie trugen eine reiche Tradition der polnischen Kirche mit sich.

Die Aktivitäten der Integration innerhalb der Gemeinde nahmen immer neue, für das Umfeld attraktive Formen an. Im Jahr 1991 wurde an der Gemeinde, durch die Initiative der Herren Zbyszek Sadlak und Maciejewki eine Folkloregruppe ( später „Polonez“ genannt), gegründet, die in schönen, originellen, polnischen Landestrachten durch mehrere Jahre die Prozessionen, feierliche Messen und Andachten bereichert hat, ebenso wurde sie zur Visitenkarte der Polen.

Es entstand der Kirchenchor. Zu Beginn war eine jährliche Präsentation talentierter Jugendlichen, die mit der Gemeinde verbunden waren. Diese Tradition hält bis heute an. 1992 entstand ein Pfarrgemeinderat, und zum ersten Vorsitzenden wurde Jacek Raganowicz gewählt.

Die Mitwirkung in der Liturgie, ein weites Thema, hatte schon nach einigen Jahren den folgeschweren Bruch. Es gibt sie nicht mehr.

Aber das Niveau der Tätigkeit, der Kontakt mit Gästen, die ein großes Maß an Wissen hatten und außergewöhnliche Persönlichkeiten waren, deren Lebens- und Religionserfahrungen, die Vielfältigkeit der Umgebung aus der diese Menschen kamen, erlaubte vielen Leuten zu verstehen, wie man immer und zu jeder Zeit des Lebens den Glauben lernen, die Kirche und sich selbst als Christ verstehen kann. Beweis für den Wert der Integration der Gemeinde war auch die vielseitige gesellschaftliche Zusammensetzung. Hier trafen sich Professoren, Akademiker, Bauarbeiter, weil die Voraussetzung war, das Gemeinsame in sich wieder zu finden, das, was durch unterschiedliche Berufe oder andere Lebensverhältnisse in jedem von uns anders ist. Hier hatten auch einzelne Bräuche ihren Einfluss, durch die die Persönlichkeit, der Blick auf die Welt und das menschliche Leben, geformt wurden.

Ein Merkmal der Gemeinde, ihre große Offenheit für „alle Angelegenheiten dieser Welt“ und vor allem die Geschicklichkeit des Pfarrers fast das ganze Leben in Gottes Plan einzuführen, war eine in Obhutnahme des polnischen Diplomatendienstes in München, der sich zu organisieren begann. 1992 war die Gemeinde über einen gewissen Zeitraum sogar der „Sitz“ des ersten, nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Konsulates der Republik in München, die bis dahin noch keinen Sitz hatte. So entstand die Tradition der Zusammenarbeit im Organisieren, Begehen der polnischen Nationalfeste, die immer einen religiösen Akzent beinhalteten. Auf dem Gemeindegebiet fanden mehrere Staatsauszeichnungen statt, Bannerfeierlichkeiten (z.B. die Segnung der Fahne des Kreises ehemaliger Soldaten AK) immer mit einer hl. Messe verbunden und einem großen Gemeindemitgliedertreffen.

Im Jahr 1997 wirkte ein Punkt der sozialen Beratung, geleitet durch Frau Agnieszka Miler. Es fanden auch Begegnungen für Senioren statt, für Ältere und Behinderte, um sie ihrer Einsamkeit zu entreißen. Im Jahr 2000 fand in Frankreich eine Schulung statt, für diejenigen die an dem Liturgiedienst in der Gemeinde teilnahmen. 2002 verlieh Erzbischof Wesoly unseren Gemeindemitgliedern das Verdienstkreuz Exuli bene de Ecclesia merito. Dieses erhielten: Elzbieta Kolakow, Zofia Kuczer, Leslawa Zaluska, Jacek Raganowicz, Zbigniew Sadlak.

Die allseitigen Aktivitäten im christlichen Geiste, konzentriert rund um unsere Gemeinde, führten zu starken zwischenmenschlichen Bindungen. Zur Sitte wurde u.a. das Begehen der Jubiläen, Familienfeiern, Gedenktage usw. in der Gemeinde und auf dem Gebiet der Gemeinde. Dies hatte eine enorme Bedeutung für die Integration und die Religion, vor allem für die Jugend, die mit den Sitten und der „polnische Religiosität im Alltag“ lediglich in der Gemeinde kontaktiert wurde. Die Gemeinde und deren aktive Mitglieder führten in vielen Fällen die Obhut über der studierenden und lernenden Jugend. Den polnischen Geistlichen, die in München studierten, wurde auch geholfen.

In 15 Jahren nahm die Gemeinde die Form einer wirklichen „Gemeindefamilie“ an. Um so ein größeres Drama war die Auflösung der Polnischen Katholischen Mission II, durch die Diözese München-Freising im Jahr 2004, und die Zusammenlegung mit der PKM I.

 

Marcin Idziński

(2005)